Auf einer Fläche von 550 Quadratmetern verteilten sich 44 Bestattungen. 43 waren typische römische Brandgräber, die sich in drei Grabtypen aufteilen: 25 sogenannte “Busta”, zehn Brandgrubengräber, fünf Brandschüttungsgräber und zwei nicht näher unbestimmbare Brandgräber. Bei lediglich einem Grab handelte es sich nicht um ein Brand-, sondern um ein Körpergrab. Da es keine Beigaben enthielt, fehlten Hinweise auf seine Datierung.
Die Busta waren ungewöhnlich gut erhalten. Hier wurde der Tote auf einem Scheiterhaufen direkt über der offenen Grabgrube verbrannt. Durch die Hitzeeinwirkung des brennenden Scheiterhaufens und der herunterfallenden glühenden Holzscheite verziegelte der anstehende Lehm der Grubenwände und nahm eine rötliche Färbung an. Bei einem Grab wurde eine Nische in die Seitenwand der Grabgrube gestochen. Da die Wände der Nische wie auch die der Grabgrube rötlich verziegelt waren, musste dies vor dem Verbrennungsprozess geschehen sein. Nach der Verbrennung stieg man in das Grab und deponierte zwei Krüge und einen Teller in der Nische. Sie zeigten keine Brandspuren. Man spricht hier von sogenannten Sekundärbeigaben im Unterschied zu den Primärbeigaben, die mit dem Toten verbrannt wurden.
Brandschüttungsgräber zeichnen sich im Unterschied zu Busta dadurch aus, dass der Tote auf einem öffentlichen Verbrennungsplatz verbrannt wurde. Verbrennungs- und Beisetzungsort waren hier nicht identisch. Nach der Verbrennung wurde der Leichenbrand ausgelesen und getrennt vom übrigen Brandschutt in der Grabgrube deponiert.
Unter den Brandschüttungsgräbern in der Bonner Südstadt fiel eines besonders auf. In der Grube lagen sauber getrennt der Leichenbrand und der übrige Brandschutt. Ein römischer Dachziegel mit zwei Abdrücken von Hundepfoten stand senkrecht an der Grabgrubenwand, die bei diesem Grabtyp nicht verziegelten. Die Hundepfoten erinnern an die lateinische Warnung „cave canem“, „Hüte Dich vor dem Hund”. Hinter dem Ziegel lag in einer Nische auf einer weiteren Ziegelplatte als Tablett ein Geschirrset aus drei Tellern, einer Schale, einem Napf, zwei Krügen und einem Öllämpchen.
Ein Grab war insofern eine Besonderheit, als die Verfüllung der Grabgrube zu 70% aus mehreren Lagen, zum Teil verbrannter Keramikscherben bestand. Vermutlich stammen sie von einem Totenmahl. Ein Leichenbranddepot war nicht mehr vorhanden.
Die Münzen, die dem Toten üblicherweise als „Charonspfennig“ in den Mund gelegt wurden, lagen in dem Bonner Gräberfeld innerhalb der Grabgrube eher in der Mitte oder an der nordwestlichen Schmalseite der Grabgrube. Dies deutet darauf hin, dass der Kopf des Toten im Norden lag. Mit der Münze wurde die Überfahrt über den Styx, den Fluss zwischen der Welt der Toten und der Lebenden, bezahlt.
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