Altenberger Dom:
das Zisterzienserkloster

Das Erzbistum Köln führte die Neugestaltung seiner Jugendbildungsstätte „Haus Altenberg“ am Altenberger Dom im Rheinisch-Bergischen Kreis aus. Im Vordergrund stand dabei die Umsetzung zeitgemäßer architektonischer wie energetischer Konzepte. Da Haus Altenberg auf den Ruinen eines ehemaligen Zisterzienserklosters steht, finanzierte das Erzbistum Köln neben bauhistorischen auch umfangreiche archäologische Forschungen im Vorfeld der geplanten Um- und Neubauten.

Die Geschichte des Zisterzienserklosters beginnt im Jahr 1133. Graf Adolf I von Berg überließ den Mönchen des Zisterzienserklosters Morimond (Region Champagne-Ardenne, Frankreich) die Burg Berge im Tal der Dhünn. In der Flussaue begannen die Mönche schon bald mit dem Bau einer Klosteranlage. Die romanische Klosterkirche von 1160 wurde in der 2. Hälfte des 13. Jhs. durch eine gotische ersetzt. Ende des 17. Jhs. erfolgten umfassende Neubauten. Im Zuge der Säkularisation wurde die Abtei aufgelöst und z.T. als Fabrik genutzt. Nach einem Brand im Jahre 1815 verfielen Kloster und Kirche zunehmend. Allein die Kirche wurde zwischen 1835 und 1847 mit staatlicher Unterstützung wieder aufgebaut.


Insgesamt wurden über 1700 m² Fläche auf dem Areal des ehemaligen Klosters untersucht. Dabei konnten sowohl von frühen Zeichnungen oder Beschreibungen überlieferte als auch bislang völlig unbekannte Gebäude des 12. bis 19. Jhs. erfasst und umfangreiche Neuerkenntnisse zur Struktur der Klosteranlage zwischen Romanik und Barock gewonnen werden.

Fenstergewände des 12. Jahrhunderts der provisorischen Unterkunft
Fenstergewände des 12. Jahrhunderts der provisorischen Unterkunft
Barocker Keller der Neuen Abtei nach der Freilegung
Barocker Keller der Neuen Abtei nach der Freilegung
a)
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a) Fenstergewände des 12. Jahrhunderts der provisorischen Unterkunft
b) Barocker Keller der Neuen Abtei nach der Freilegung

Die ältesten Befunde reichen bis in die Anfänge des Klosters im 12. Jh. zurück. So wurde ein in der Forschung bereits diskutierter hochromanischer Kreuzgang als Vorläufer des spätromanischen nachgewiesen. Auch die westliche Mauer des spätromanischen Kreuzgangs stammt bereits aus dem 12. Jh. Sie war ursprünglich Teil eines Gebäudes, das als provisorische Unterkunft während der Bauzeit diente. Im 13. Jh. wurde sie in den spätromanischen Kreuzgang integriert, die hochromanischen sanduhrförmigen Fenster wurden zugemauert.


Die hochromanische Mauer wurde noch in die barocken Umbauten des Klosters einbezogen. Auf dem Westflügel des spätromanischen Kreuzgangs entstand 1693 die sog. „Neue Abtei“. Das Gebäude war nahezu vollständig unterkellert. Als östliche Begrenzung des Kellers diente die westliche Außenmauer des spätromanischen Kreuzgangs und damit unsere hochmittelalterliche Mauer des 12. Jhs.

Spätromanisches Kapitel
Spätromanisches Kapitel
Stallgebäude um 1500
Stallgebäude um 1500
a)
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a) Spätromanisches Kapitel
b) Stallgebäude um 1500

Der Keller der “Neuen Abtei” war mit Brand- und Bauschutt verfüllt, der während der Renovierungs- und Aufräumarbeiten des 19. Jhs. in den Keller gelangt sein dürfte. Eine Vielzahl von mittelalterlichen Architekturfragmenten fand sich nicht nur in der Kellerverfüllung,
sondern war auch in den barocken Mauern verbaut.


Im Südwesten der Klausur wurden die Reste einer dichten, bislang unbekannten hochmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Bebauung ergraben. Ein Gebäude des 13. Jhs. mit Ofen und Abort ist als Gästehaus zu deuten. Um die Wende vom 15. zum 16. Jh. wurde es von einem außergewöhnlich gut erhaltenen Stallgebäude überbaut. Bemerkenswert ist auch ein großflächig erhaltener Fliesenboden des 15. Jhs. Er lag in einem als Refektorium zu deutendem Bau, der zudem mit einem Wasserbecken oder Laufbrunnen ausgestattet war.

Fliesenboden im Refektorium
Fliesenboden im Refektorium
Substruktion des Laufbrunnens
Substruktion des Laufbrunnens
a)
b)
a) Fliesenboden im Refektorium
b) Substruktion des Laufbrunnens

Ein steingefasster Kanal des 13. Jhs. diente als Abfluss für die Latrinen der Mönche. Die Wasserspülung erfolgte durch einen Abzweig des Pfengstbaches, entwässert wurde der Kanal in die Dhünn. Hinweise auf seine wirtschaftliche Umnutzung in der frühen Neuzeit als Mühlgraben geben Spuren eines hölzernen Wehrs.


Die Funde sind typisch für Klostergrabungen: Bau- und Gefäßkeramik, Fenster- und Gefäßglas, Metalle (Eisen, Blei, Kupferlegierung, Silber), Stein und Knochen. Funde aus der Zeit vor dem Kloster sind die Ausnahme.

Querschnitt durch den Latrinenkanal der Mönche
Querschnitt durch den Latrinenkanal der Mönche
Petschaft (Siegelstempel) des Ordensbruder Jakob Vogelo aus dem 13. Jh.
Petschaft (Siegelstempel) des Ordensbruder Jakob Vogelo aus dem 13. Jh.
a)
b)
a) Querschnitt durch den Latrinenkanal der Mönche
b) Petschaft (Siegelstempel) des Ordensbruder Jakob Vogelo aus dem 13. Jh.

Besondere Beachtung verdienen die bislang im Altenberger Steininventar fehlenden Architekturteile des 12. Jhs., zahlreiche mittelalterliche Silbermünzen sowie ein Petschaft (Siegelstempel) der 2. Hälfte des 13. Jhs.
Es ist alt gebrochen: eine übliche Praxis nach dem Tod des Siegelführers, um Missbrauch auszuschließen. Dargestellt sind zwei einem Lebensbaum zugewandte Vögel. Nach der Umschrift gehörte es einem Ordensbruder namens Jakob Vogelo.


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