Merowingerzeitliches Gräberfeld in Rommerskirchen

Bei der Erschließung eines Neubaugebietes der Gemeinde Rommerskirchen (Kr. Neuss) wurden 230 Bestattungen eines merowingerzeitlichen Reihengräberfeldes auf einer Fläche von 1,5 Hektar ergraben und ausführlich dokumentiert. Auch ein kleiner Teil der zugehörigen Siedlung wurde erfasst. Obwohl das Gräberfeld im Mittelalter teilweise bereits beraupt worden war, zeugten übrig gebliebene Funde von der hohen sozialen Stellung mancher Grabinhaber.

Die ältesten Gräber datieren in die 2. Hälfte des 5. Jhs., die jüngsten in das späte 7. Jh. Der Zeitraum für die Nutzung des Friedhofes schlägt so den Bogen von der Spätantike bis zu den karolingischen Anfängen der Kirche St. Peter im Ortskern von Rommerskirchen. In dieser Zeit wurde das Gräberfeld zugunsten eines christlichen Bestattungsplatzes aufgegeben.

Pferdegrab als überdimensionierte Beigabe für Reiter
Pferdegrab als überdimensionierte Beigabe für Reiter
Kindergrab mit Glasperlenensemble, vermutlich von einem Mädchen
Kindergrab mit Glasperlenensemble, vermutlich von einem Mädchen
a)
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a) Pferdegrab als überdimensionierte Beigabe für Reiter
b) Kindergrab mit Glasperlenensemble, vermutlich von einem Mädchen

Die Bestattungen erfolgten in unterschiedlichen Grabtypen: in einfachen Erdgräbern, in Baumsärgen, in normalen Holzsärgen sowie ab der 2. Hälfte des 6. Jhs. in hölzernen Kammern. Die größten Kammern erreichten Maße von 3,70 x 2,80 Metern. Die Bestatteten lagen in gestreckter Rückenlage mit seitlich am Körper liegenden Armen. Der Kopf zeigte immer in eine südwestliche bis südliche Richtung mit Blick nach Nordost bzw. Nord. Als überdimensionale Beigaben für Reiter fanden sich außerdem zehn Pferdebestattungen.

Goldscheibenfibel mit Filigrandrahtauflage und gefassten (verlorenen) Steinen
Goldscheibenfibel mit Filigrandrahtauflage und gefassten (verlorenen) Steinen
Gläserne Wirtelperle mit weißem Girlandenmuster
Gläserne Wirtelperle mit weißem Girlandenmuster
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a) Goldscheibenfibel mit Filigrandrahtauflage und gefassten (verlorenen) Steinen
b) Gläserne Wirtelperle mit weißem Girlandenmuster

Zu den Fundstücken aus Frauengräbern gehören etwa eine Kette aus bunten Glasperlen, Amethysten und goldenen Anhängern sowie eine Goldscheibenfibel mit Filigrandrahtauflage und gefassten Steinen, die den Umhang einer Toten zusammenhielt. Eine Buntmetallscheibe mit Gewandresten auf der Rückseite zeigt auf der Vorderseite einen Kopf mit einer sinnentleerten Inschrift. Als Vorbild diente vermutlich eine antike Münze. Weitere wertvolle Trachtbestandteile der Frau und Waffen des Mannes waren Bügel-, Vogel- und Scheibenfibeln, Perlen, Goldmünzen, verzierte Gürtelschnallen, Schwert, Sax, Pfeilspitzen und Schild, Messer, Kämme aus Bein, Spinnwirteln, Glas- und Keramikgefäße.

Pressblechfibel mit maskenartigem Kopf »en face« und Inschrift ohne Sinn
Pressblechfibel mit maskenartigem Kopf »en face« und Inschrift ohne Sinn
Goldmünze (570-670 n.Chr.) mit Kreuz, geprägt in Marsal, Lothringen
Goldmünze (570-670 n.Chr.) mit Kreuz, geprägt in Marsal, Lothringen
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a) Pressblechfibel mit maskenartigem Kopf »en face« und Inschrift ohne Sinn
b) Goldmünze (570-670 n.Chr.) mit Kreuz, geprägt in Marsal, Lothringen

Nördlich des Gräberfeldes wurden noch die südlichen Ausläufer eines merowingerzeitlichen Gehöftes erfasst, zu dem ein Weg durch das Gräberfeld führte. Die beiden ergrabenen Gebäude mit Größen von 14,5 x 7 Meter und 3 x 3 Meter können als Scheune bzw. Wohnhaus und als Speicherbau angesprochen werden. Auch die Überreste eines Umfassungszaunes des Gehöftes wurden lokalisiert.


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