Großbauten der Jungsteinzeit in Brühl

Ein etwa 8,5 ha großes Areal wurde im Zuge eines geplanten Neubaugebietes in Brühl-Badorf untersucht und dabei verschiedene Fundplätze unterschiedlicher Zeitstellungen aufgedeckt. Vor etwa 7.000 Jahren errichteten die ersten sesshaften Bauern der Jungsteinzeit eine ausgedehnte Siedlung, die über mehrere Jahrhunderte bewohnt blieb.

Zu dieser bandkeramischen Siedlung gehören über 60 Hausgrundrisse, mehrere Begrenzungsgräben und Zäune sowie neben zahlreichen Gruben unterschiedlicher Funktion auch drei Wasserschöpfstellen. Erst in die Endphase der Besiedlung fällt die Errichtung einer Palisadenkonstruktion und zweier Erdwerksanlagen. Mit dem Untergang der bandkeramischen Kultur endete die steinzeitliche Besiedlung im untersuchten Bereich.


Von 1456 Pfostengruben konnten 822 Hausgrundrissen zugewiesen werden. Die Häuser waren in mindestens fünf ungeordneten Reihen erbaut. Sie wiesen die typische Nordwest-Südost-Ausrichtung auf, wobei deutlich eine Streuung der Ausrichtung erkennbar ist (13 bis 64° abweichend von Nord). Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Ausrichtung der Gebäude und der relativchronologischen Datierung, bei der tendenziell die älteren Hausgrundrisse mehr nach Norden und die jüngeren Hausgrundrisse eher nach Westen orientiert sind. Die Breiten der Häuser variierten zwischen 5 und 7 m, die Längen erreichten 6 bis 25 m.

Ausgrabungsplan der bandkeramischen Siedlung von Brühl mit Hausgrundrissen
Ausgrabungsplan der bandkeramischen Siedlung von Brühl mit Hausgrundrissen
Keramikgefäß: kleiner unverzierter Kumpf mit Knubben
Keramikgefäß: kleiner unverzierter Kumpf mit Knubben
a)
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a) Ausgrabungsplan der bandkeramischen Siedlung von Brühl mit Hausgrundrissen
b) Keramikgefäß: kleiner unverzierter Kumpf mit Knubben

Das bandkeramische Fundspektrum spiegelt den Alltag der Bewohner wider. Insgesamt wurden fast 20.000 Keramikscherben von grob- und feinkeramischen Gefäßen geborgen, wobei der Anteil grobkeramischer Gefäßreste überwiegt. Neben dem keramischen Haushaltsgeschirr sind die üblichen Werkzeuge vertreten, mehr als 1800 Silices wurden geborgen. Silexwerkzeuge wurden innerhalb der Siedlung hergestellt. Als Rohmaterial diente hauptsächlich Feuerstein aus Rijckholt.

Altneolithische Pfeilspitzen aus Silex
Altneolithische Pfeilspitzen aus Silex
Altneolithische Dechsel aus Amphibolit
Altneolithische Dechsel aus Amphibolit
a)
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a) Altneolithische Pfeilspitzen aus Silex
b) Altneolithische Dechsel aus Amphibolit

Eine typische Geräteform der bandkeramischen Kultur sind Dechsel aus Amphibolit und Basalt. Ein Dechsel ist ein quer geschäftetes Beil mit asymmetrischer Schneide, der wohl hauptsächlich zur Holzbearbeitung verwendet wurde. Obwohl es in der Region keine Amphibolit-Vorkommen gibt, war es im Altneolithikum der wichtigste Rohstoff für Dechselklingen. Als Ersatzmaterial diente auch der lokal vorkommende Basalt.


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