Wohnen im Quadrat:
eine eisenzeitliche Siedlung in Hamm

Auf dem Gebiet des interkommunalen Logistikparks zwischen Bönen und Hamm beiderseits der BAB 2 wurden auf der insgesamt knapp 3,6 ha großen Fläche mehr als 1150 eisenzeitliche Befunde freigelegt: neben 240 Gruben und einem Brunnen entfiel die Mehrzahl auf etwa 900 Pfostenbefunde.

Daraus konnten über 50 Pfostenbauten einer eisenzeitlichen Siedlung erschlossen werden - das bisher größte zusammenhängende Siedlungsareal der Eisenzeit im Lippebereich.

Gesicherte Haustypen sind Neun-, Sieben-, Sechs-, Fünf- und Vier-Pfostenbauten. Bei den Sieben- und Fünf-Pfostenbauten handelt es sich um Sechs- bzw. Vier-Pfostenkonstruktionen der Außenwände mit einem zentralen Mittelpfosten. Die meisten Grundrisse hatten eine annähernd quadratische Fläche. Die zweischiffigen, auf neun Pfosten errichteten Gebäude sind die größten mit Grundflächen von 17–31 m². Vermutlich dienten sie als Wohnhaus und markieren die Lage von einzelnen Hofstellen. Die übrigen Grundrisstypen wären dann als Nebengebäude zu interpretieren, über deren Funktion als Ställe, Wirtschaftsräume oder Speicher sich nur spekulieren lässt.

Fünf-Pfosten-Gebäude dienten als Nebengebäude wie Ställe oder Speicher
Fünf-Pfosten-Gebäude dienten als Nebengebäude wie Ställe oder Speicher
Die größeren Neun-Pfosten-Gebäude werden als Wohnhaus interpretiert
Die größeren Neun-Pfosten-Gebäude werden als Wohnhaus interpretiert
a)
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a) Fünf-Pfosten-Gebäude dienten als Nebengebäude wie Ställe oder Speicher
b) Die größeren Neun-Pfosten-Gebäude werden als Wohnhaus interpretiert

Wie auf allen vorgeschichtlichen Siedlungsplätzen sind Gruben neben den Pfosten die vorherrschende Befundgattung. Sie waren häufig stark mit Holzkohle durchsetzt und dunkelgrau bis schwarz. Bemerkenswert ist eine Grube, in die das bei einem Feuer verbrannte Geschirr eines Haushalts geworfen wurde. In einer weiteren Grube fanden sich elf pyramidenstumpfförmige tönerne Webgewichte. Sie belegen die Textilherstellung vor Ort.

Webgewichte belegen die eigene Textilherstellung innerhalb der Siedlung
Webgewichte belegen die eigene Textilherstellung innerhalb der Siedlung
Brunnen dienten der Wasserversorgung
Brunnen dienten der Wasserversorgung
a)
b)
a) Webgewichte belegen die eigene Textilherstellung innerhalb der Siedlung
b) Brunnen dienten der Wasserversorgung

An der südlichen Grabungsgrenze trat – nur etwa 120 m nördlich des heutigen Bachlaufs – ein Brunnen zutage. Seine vollständige Ausgrabung konnte aufgrund des hohen Grundwasserstands nicht ausgeführt werden. Die Tiefe des Brunnenschachts von 3,85 m wurde mit Hilfe einer Rammkernsondierung ermittelt.


Das Fundmaterial bestand hauptsächlich aus Keramikscherben (mehr als acht Zentner) sowie aus Feuersteinen, Brandlehm und erstaunlich vielen Knochen. Die Keramikgefäße waren sehr einheitlich gestaltet: grobe geschlickte Töpfe mit Fingertupfenzier auf dem Rand, Schalen und Steilrandgefäße mit akzentuierter Schulter überwiegen gegenüber wenigen feinkeramischen oder verzierten Formen. Die Keramik datiert die Siedlung in die mittlere Eisenzeit.

Keramikscherben einer sogenannten Lappenschale
Keramikscherben einer sogenannten Lappenschale
Bronzefibel mit Vasenfuß
Bronzefibel mit Vasenfuß
a)
b)
a) Keramikscherben einer sogenannten Lappenschale
b) Bronzefibel mit Vasenfuß

Der zeitliche Ansatz wird durch den Fund einer Bronzefibel mit Vasenfuß und oberer Sehne gestützt, die in einer Grube am Nordrand der Siedlung gefunden wurde. Das etwa 6 cm lange Exemplar hat einen gegossenen und aufgesteckten Fuß und gehört in die Stufe Latène B. Aufgrund der technischen Merkmale könnte es sich um ein Importstück aus Süddeutschland handeln.


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